Als die letzte Erbherrin von Marzdorf, Gräfin Franciszka von Kottwitz-Krzycka, geborene Skoroszewska, am 27. Juni 1782 in Iwno bei Kostrzyn starb, begann eine Zeit der Erbschaftswirren, die rund zwei Jahrzehnte andauerte. Die Gräfin hinterließ ihren Erben zwar weit über 10.000 Hektar Landbesitz in den großpolnischen Bezirken Rawicz und Poznań und im preußischen Netzedistrikt, aber sie hinterließ kein Testament und keine Regelung zur Erbteilung.
Die Erben waren die beiden Söhne Onufry und Józef Krzycki, die Tochter Eleonora Józefata, verehelichte Grudzińska, sowie die beiden minderjährigen Kinder der bereits verstorbenen Tochter Teresa Katarzyna, ebenfalls verehelichte Grudzińska, Antoni und Józefa. Eleonora und Teresa Krzycka hatten die beiden Brüder Adam Józef und Zygmunt Ignacy Ksawery Grudziński geheiratet, der erstere war aber bereits 1779 verstorbenen. Auch der um 1760 geborene Józef Krzycki galt noch als minorenn, denn er lebte in Polen, wo die volle Großjährigkeit erst mit Erreichen des 30. Lebensjahres erreicht wurde.
Der dickste Brocken in der Hinterlassenschaft der Gräfin war zweifellos die Herrschaft Marzdorf, die damals mit Brunk, Dreetz, Lubsdorf, Mellentin, Ruschendorf, Stibbe und Strahlenberg allein etwa 8.500 Hektar1Der gesamte Besitz war zu jener Zeit noch unvermessen; die Größen werden näherungsweise nach dem General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer in Norddeutschland, Band IV (Westpreußen), Berlin 1872 und dem Adressbuch des Grundbesitzes im Großherzogthum Posen, Berlin 1872 angegeben. maß. Hinzu kamen in Großpolen die kleineren Gutskomplexe um Iwno (rund 1.500 Hektar) sowie um Sielec bei Jutrosin – zu dem auch Groß Łęka, Osiek, Wilkonice und Zaorle gehörten – mit insgesamt etwa 3.000 Hektar. Den Gesamtwert des Besitzes in Großpolen schätzte Onufry Krzycki 1782 auf 240.000 polnische Gulden2Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 18., also 80.000 preußische Taler. Den Marzdorfer Besitz veranschlagte er auf 109.000 Taler3Ebenda, Blatt 16.. Selbst wenn diese Angaben zu hoch gegriffen waren, galt es jedenfalls ein Vermögen zu verteilen.
Anmerkungen:
- 1Der gesamte Besitz war zu jener Zeit noch unvermessen; die Größen werden näherungsweise nach dem General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer in Norddeutschland, Band IV (Westpreußen), Berlin 1872 und dem Adressbuch des Grundbesitzes im Großherzogthum Posen, Berlin 1872 angegeben.
- 2Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 18.
- 3Ebenda, Blatt 16.