Der Schmikowski’sche Freikossätenhof (Teil 2)

Grundbuch Marzdorf Band 1, Blatt Nr. 2 (1782-1904)

Der erste Teil dieses Beitrags stellte die Geschichte des Freikossätenhofs der Familie Schmikowski in Marzdorf bis ins Jahr 1838 dar. Dieser zweite Teil bringt die Fortsetzung bis ins Jahr 1904. Beide Teile nutzen als Quelle die Grundakte, die heute im Archiwum Państwowe in Köslin1Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Laufzeit 1782-1904, Signatur 26/112/0/3/160 im Archiwum Państwowe Koszalin verwahrt wird.

Vermutlich im Jahr 1841 oder 1842 hatte der Hoferbe Johann Schmikowski Rosalia Günterberg geheiratet. Aus dieser Ehe sind acht Kinder bekannt:

  • August Schmikowski, geboren am 14. Oktober 18422General-Akten des Königlichen Amtsgerichts in Märk. Friedland betreffend die Kirchenbuchduplikate der Gemeinde Marzdorf 1823-1874. In: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 609/40, S. 140., gestorben 30. September 18513Ebenda, S. 201.;
  • Martin Schmikowski, geboren am 15. Januar 18454Ebenda, S. 149.;
  • Florian Schmikowski, geboren am 9. Februar 18475Ebenda, S. 167.;
  • Bernard Schmikowski, geboren am 10. Dezember 18496Ebenda, S. 181.;
  • August Schmikowski, geboren am 24. November 18527Ebenda, S. 211., gestorben 24. April 18538Ebenda, S. 221.;
  • Anton Schmikowski, geboren am 27. März 18549Ebenda, S. 227.;
  • Johann Schmikowski, geboren am 9. Januar 185710Ebenda, S. 253.;
  • Joseph Schmikowski, geboren am 7. März 186011Ebenda, S. 283..

Am 2. Mai 1846 schlossen Johann Schmikowski und seine Mutter vor dem Patrimonialgericht in Marzdorf einen Übergabevertrag für den Kossätenhof. Der Sohn verpflichte sich darin, seiner Mutter auf Lebenszeit freie Wohnung sowie jährlich einen Taler Taschengeld und folgende Naturalien zu gewähren:

  • drei Scheffel Roggen,
  • anderthalb Scheffel Gerste,
  • einen halben Scheffel Erbsen,
  • zehn Scheffel Kartoffeln,
  • vier Metzen Leinsaat,
  • zwei fette Gänse,
  • ein halbes fettes Schwein,
  • drei Metzen Salz,
  • zwei Obstbäume nach Wahl12Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 90 RS..
Titelseite des Übergabevertrags, der am 2. Mai 1846 vor dem Marzdorfer Patrimonialgericht mit Sitz in Tütz geschlossen wurde

Im Rahmen der Besitzübertragung kam es auch zu einer Neuregelung des Wohnrechts der Eheleute Lück, das sich bislang auf eine Stube und eine Kammer im Wohnhaus des Kossä­tenhofs erstreckt hatte. Nun übergab ihnen Johann Schmikowski das »zum Kossätenhofe gehörige sogenannte Schmiedehaus […] für sich und ihre Erben zum ewigen Nießbrauch«13Ebenda, Blatt 91 VS.. Das Schmiedehaus, als eines der letzten Häuser am Marzdorfer Kossätenweg nach Böthin belegen14In dem Haus lebte bis zur Vertreibung 1946 der Häusler Johann Neumann mit seiner Familie., wurde in der Grundakte vorher nie erwähnt. Es gehörte vermutlich erst seit kurzer Zeit zum Schmikowski’schen Hof, der um das Jahr 1840 herum von der Dorfstraße weg in den Kossätenweg verlegt worden war. Über diese Verlegung finden sich in der Akte keine Unterlagen, aber im Übernahmevertrag heißt es unter Paragraf eins:

»Es überläßt die Wittwe Schmikowsky den hieselbst belegenen Koßäthenhof,[…] nach der mit dem Rittergutsbesitzer Herrn Kloer vorgenommenen Veränderung der Hoflage u. der Wirtschaftsgebäude, an ihren Sohn Joh. Schmikowsky zum alleinigen Eigenthum, nachdem bereits die Uebergabe stattgefunden hat.«15Ebenda, Blatt 90 VS.

Da die Vertragsparteien des Schreibens unkundig waren, erschienen sie vor Gericht in Begleitung eines Schreibbeistands. Maria Garski wählte dazu den Kaufmann Schulz aus Tempelburg, die Eheleute Lück den Marzdorfer Gutsinspektor Albert Jaene16Ebenda..

Nicht einmal ein halbes Jahr später, am 12. Oktober 1846, starb die zweifach verwitwete Maria Garski in Marzdorf im Alter von 60 Jahren17General-Akten des Königlichen Amtsgerichts …, a. a. O., S. 170. Der Todeseintrag lautet auf Maria Schmikowski.. Ihr folgte am 25. Juni 1851 die Schwägerin Dorothea Lück, die nur 48 Jahre alt wurde18Ebenda, S. 200.. Die Marzdorfer Kirchenbuch-Duplikate listen für sie und ihren Ehemann Johann vier Kinder auf:

  • Catharina Lück, geboren am 26. Oktober 183019Ebenda, S. 83.;
  • Rosalia Lück, geboren am 14. April 183220Ebenda, S. 99.;
  • Maria Lück, geboren am 22. August 183421Ebenda, S. 119., gestorben am 30. September 183522Ebenda, S. 133.;
  • August Lück, geboren am 16. Januar 184423Ebenda, S. 145..
Totenschein des Jahres 1886 für Maria Schmikowski mit dem falschen Vornamen »Anna«

Die älteste Tochter Catharina heiratete am 26. Januar 1852 – also ein halbes Jahr nach dem Tod der Mutter – Stephan Neumann, einen Sohn des verstorbenen Bauern Joseph Neumann aus Königsgnade24Ebenda, S. 214.. Das Paar blieb im Schmiedehaus wohnen, wo ihm in den nächsten 14 Jahren acht Kinder – darunter zwei Totgeburten – geboren wurden. Im Jahr 1858, als seine Frau zum vierten Mal schwanger war, bat Stephan Neumann das Gericht in Märkisch Friedland, das Nießbrauchrecht für das Schmiedehaus auf ihn und seine Frau zu erweitern. Dem Antrag kam das Gericht am 8. September 1858 nach25Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 119 VS..

Am 8. September 1858 wurde das Nießbrauchrecht vor dem Marzdorfer Patrimonialgericht in Märkisch Friedland verhandelt

Am 9. Mai 1862 starb im Alter von 72 Jahren der Altsitzer Johann Lück26General-Akten des Königlichen Amtsgerichts …, a. a. O., S. 324., der schon 1852 seinen »sämmtlichen beweglichen und unbeweglichen Nachlaß« der Tochter Catharina überlassen hatte27Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 119 RS.. Als auch diese am 29. Oktober 1867 im Alter von nur 37 Jahren verstarb28General-Akten des Königlichen Amtsgerichts …, a. a. O., S. 397., heiratete Stephan Neumann am 9. Februar 1868 Maria Breuer aus Brunk29Ebenda, S. 415., die nun ins Schmiedehaus einzog. Nach dem Erbrezess, der in Märkisch Friedland am 29. Oktober 1868 abgeschlossen wurde, waren von acht Kindern aus der ersten Ehe lediglich die Töchtern Bertha und Apollonia, die am 24. Oktober 1852 und am 1. Juni 1866 geboren waren, am Leben geblieben30Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 126 RS..

Mit Einführung der neuen Grundbuchordnung am 5. Mai 1872 wurde das Grundbuch von Marzdorf erstmalig auf das Kataster zurückgeführt. Am 23. Juni 1875 fertigte die Grundsteuerverwaltung des Regierungsbezirk Marienwerder dazu einen Auszug aus der Grundsteuermutterrolle, die für den Kossätenhof Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2 einen Gesamtumfang von elf Hektar, 36 Ar und 40 Quadratmetern Acker, Wiesen und Weideland auf 32 Flurstücken auswies. Der Reinertrag des Hofes war auf 24 Taler geschätzt; ein großer Teil des Besitzes lag in der Gemarkung Königsgnade31Ebenda, Blatt 129 VS bis 130 VS. Die Differenz zur Flächenangabe von 1839 wird nicht erläutert.. Nach dem Auszug aus der Gebäudesteuerrolle gehörte zum Hof ein Wohnhaus mit geräumigen Hofraum und Garten, eine Scheune, ein Stall und ein Schuppen, der ebenfalls als Stall genutzt wurde32Ebenda, Blatt 131 VS bis 131 RS.. Mit einer Betriebsgröße von unter 20 Hektar und einem Grundsteuerreinertrag von weniger als 30 Talern zählte der Kossätenhof zu den landwirtschaftlichen Kleinbetrieben. Mit einem Reinertrag von 2,2 Talern pro Hektar lag die Wirtschaftsleistung noch unter dem ohnehin sehr niedrigen westpreußischen Durchschnitt von 2,5 Talern vom Hektar33A. Backhaus: Agrarstatistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Vergleich zum Westen. In: Berichte des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg, Band Ⅲ, Berlin 1898, S. 26 u. 28..

Grundsteuer-Auszug für Johann Schmikowski 1876

Am 22. Januar 1877 übergab Johann Schmikowski, der inzwischen 56 Jahre zählte, den Kossätenhof an seinen 23-jährigen Sohn Anton. Wohl um eine Erbteilung zu vermeiden, wählte er dabei die Form des Kaufvertrags und gab zudem an, der »Gutsübernehmer« sei bereits 25 Jahre alt34Der Verkaufsvertrag findet sich ebenda, Blatt 135 VS bis 136 RS. Den Schwindel mit dem Alter hätte es nicht bedurft, denn seit dem 1. Januar 1876 wurde im Deutschen Reich die Volljährigkeit mit 21 Jahren erreicht..

An den Verkaufsbedingungen lässt sich ablesen, wie sehr sich die Verhältnisse in den fast vier Jahrzehnten verbessert hatten, in den der dritte Johann Schmikowski den Hof bewirtschaftete. Anton Schmikowski hatte den Eltern ein Kaufgeld von 800 Taler (oder 2400 Mark) zu zahlen und ihnen ein »Altentheil« zu leisten, das neben »ungestörtem Wohnrecht« und »freiem Brennmaterial«35Ebenda, Blatt 135 VS. auch die nachfolgenden Naturalien beinhaltete:

  • jährlich zehn Scheffel Roggen;
  • jährlich ein Scheffel Gerste, Hafer und Erbsen;
  • jährlich 25 Scheffel Kartoffeln, zur Hälfte blaue und gelbe Sorten;
  • jährlich vier Metzen Gerste und Hafergrütze;
  • jährlich acht Scheffel Wruken;
  • jährlich 4 Metzen Backobst und ein Scheffel frisches Obst nach Wahl der Eltern;
  • jährlich ein halber Liter Fliedertrank;
  • jährlich eine Kuh zur freien Benutzung;
  • jährlich ein fettes Schwein, vier fette Gänse und zwei Hühner;
  • jährlich 32 Ellen Leinwand sowie Wolle;
  • jährlich zwei freie Stadtfuhren und sechs Taler Taschengeld;
  • freie und standesgemäße Beerdigung.

Weiter behielten sich die Altsitzer die frei Benutzung von 30 Quadratruten Gartenland auf dem Achterhof vor36Ebenda, Blatt 135 RS.. Den Wert des Altenteils schätzte das Gericht in Märkisch Friedland auf 1200 Mark und trug es zu vier Prozent verzinst ins Hypothekenbuch ein[/mfn]Ebenda, Blatt 137 VS.[/mfn].

Titelseite des Kaufvertrags aus dem Jahr 1877

Der Kaufvertrag enthielt die Versicherung, dass weitere Erben an dem verkauften Grundstück »keinen Antheil hätten, weil die Eltern das Kaufgeld selbst an ihre anderen Kindern zu vertheilen[,] sich vorbehalten«37Ebenda, Blatt 136 VS.. Während Johann und Rosalia Schmikowski den Kaufvertrag mit Kreuzen zeichneten, unterschrieb Anton Neumann mit seinem Namen. Als Schreibbeistand für das Ehepaar Schmikowski fungierte der Marzdorfer Gastwirt Johann Neumann38Ebenda, Blatt 136 RS..

Auf Antrag des Marzdorfer Rittergut verloren im Mai 1882 die im Dorf lebenden Kossäten Anton Schmikowski, Michael Schmidt und Martin Garske, der Kossäten Joseph Rohbeck in Boethin sowie der Büdner Bernhard Neumann in Marzdorf die Berechtigung, ihr Brennholz aus dem herrschaftlichen Forst zu entnehmen. Die Berechtigung wurde durch eine einmalige Kapitalabfindung abgelöst39Ebenda, Blatt 143 VS., die sich bei Anton Schmikowski auf 568 Mark40Ebenda, Blatt 147 VS. belief.

Am 7. August 1882 starb in Marzdorf Rosalia Schmikowski geborene Günterberg im Alter von 64 Jahren41Die Sterbeurkunde findet sich ebenda, Blatt 157 VS u. RS.. Bereits vor dem Tod der Mutter hatte sich Anton Schmikowski mit Pauline geborene Schulz verheiratet. Aus dieser Ehe sind drei Kinder bekannt:

  • Bernhard Schmikowski, geboren am 2. Februar 188242Preußische Verlustliste Nr. 900 vom 2. August 1917, Seite 19 901.; gefallen am 14. Oktober 1917 in Flandern43Preußische Verlustliste Nr. 1012 vom 12. Dezember 1917, Seite 22 042 und Sterbeurkunde des Standesamts Rose Nr. 44 vom 24. Dezember 1917.;
  • Anna Agnes Schmikowski, geboren am 10. April 188544Geburtsdatum nach Heiratsurkunde des Standesamts Rose Nr. 7 vom 15. April 1907.;
  • Hedwig Agnes Schmikowski, geboren am 30. Mai 188845Geburtsdatum nach Heiratsurkunde des Standesamts Rose Nr. 8 vom 15. Juni 1913..
Sterbeurkunde für Rosalia Schmikowski geb. Günterberg

Vom Beginn des Hypothekenwesens bis ins Jahr 1877 waren ins Grundbuch des Schmikowski’schen Kossätenhofs nie Schulden eingetragen worden. Auch der erste Eintrag, der am 26. April 1877 in die Rubrik Ⅲ der Versicherten Schulden aufgenommen wurde, sicherte nur eine »väterliche und mütterliche Erbabfindung« von 1200 Mark46Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 12 RS.. Am 23. Januar 1886 bediente sich Anton Schmikowski erstmals des Kapitalmarkts, indem er sich von der Kreissparkasse in Deutsch Krone 1500 Mark gegen fünf Prozent Zinsen lieh47Ebenda, Blatt 146 VS.. Er folgte damit einem Trend der Zeit, denn zwischen 1885 und 1900 stieg der Wert der Hypotheken, die preußische Sparkassen auf ländlichen Besitz vergaben, von 651 auf 1487 Millionen Mark an48B. Wolters: Entstehung und Entwicklung ländlicher Kapitalmärkte in Deutschland im 19. Jahrhundert. Volkswirtschaftliche Diplomarbeit der Universität zu Köln, Köln 2008, S. 50 u. 52.. Die Mehrzahl dieser Kredite entfiel auf kleine und mittlere landwirtschaftlichen Betriebe, die so ihren Kapitalbedarf zur Ausweitung und Intensivierung der Produktion deckten.

Zum Erhalt der Hypothek begaben sich die Eheleute Anton und Pauline Schmikowski am 20. Januar 1886 zum Notar Paul Arnheim in Deutsch Krone, wo sie in Gegenwart zweier Zeugen – des Schuhmachermeisters Heinrich Hoheisel und des Gerichtsdieners Thassylo Karboschewski – eine siebenseitige Schuld- und Pfandverschreibung unterzeichneten49Die Verschreibung findet sich Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 149 VS bis 153 VS.. Da die Eheleute Schmikowski dem Notar nicht bekannt waren, wurden sie durch den örtlichen Kaufmann Hermann Ury legitimiert50Ebenda, Blatt 149 RS.. Am 26. Januar trug das Amtsgericht in Märkisch Friedland die Schuld ins Grundbuch ein51Ebenda, Blatt 12 RS..

Die Eintragung allein genügte der Kreissparkasse jedoch nicht; das Kreditinstitut – das direkt dem Landrat Rotzoll unterstand – wollte die Hypothek an erster Stelle versichert wissen. Aus diesem Grund begab sich Amtsrichter Karl Zaehle am 18. Februar 1886 nach Marzdorf und nahm vom Altenteiler Johann Schmikowski die Erklärung entgegen, dieser räume der Forderung der Kreissparkasse das Vorrecht vor seinem Altenteil ein52Ebenda, Blatt 154 RS.. Da Schmikowski dem Richter unbekannt war, wurde er vom Dorfdiener Martin Garske legitimiert53Ebenda, Blatt 154 VS..

Zur mehren Absicherung der Hypothek entsagte am gleichen Tag auch der Halbhäusler Stephan Neumann dem Nutzungsrecht am Grundstück Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2, »an dessen Stelle das Eigentum an dem […] früher sog. Schmiedehause getreten«54Ebenda, Blatt 155 VS. sei. Den Antrag auf Anlegung eines selbstständigen Grundbuchblattes für das Wohnhaus, das er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Maria geborene Breuer sowie den Kindern Maria und Stephan – beide geboren am 25. Dezember 187455Die beiden Kinder waren Zwillinge. Eine spätere Ausfertigung der Geburtsurkunde für Johannes Stephanus Neumann – Marzdorf Nr. 20 vom 27. Dezember 1874 – findet sich im Archiv des Verfassers. – bewohnte, behielt sich Neumann vor.

Am 18. September 1897 wurde auf den Kossätenhof eine zweite Hypothek der Kreissparkasse Deutsch Krone56Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 159 VS. eingetragen57Der Hypothekenbrief findet sich ebenda, Blatt 160 VS bis 161 VS.. Der Wert belief sich wiederum auf 1500 Mark und wiederum erfolgte wenige Tage später eine Korrektur des Grundbuchs. Am 8. Oktober 1897 ließ Anton Schmikowski das Altenteil für seinen Vater Johann Schmikowski löschen, der bereits am 31. August 1888 im Alter von 68 Jahren verstorben war. Um den Tod nachzuweisen, brachte der Sohn eine Sterbeurkunde bei, die vom Marzdorfer Standesbeamte und Gutsverwalter Ferdinand Smalian ausgestellt war58Ebenda, Blatt 163 VS u. RS..

Die Sterbeurkunde für Johann Schmikowski, der 78 Jahre alt wurde

Auch im sogenannten Schmiedehaus gab es Veränderungen. Nach dem Tod von Stephan Neumann im Jahr 1892 lebte die Witwe Maria geborene Breuer dort allein mit den beiden Kindern Maria und Johann. In einem Schreiben an das Amtsgericht in Märkisch Friedland vom 2. Februar 1898 beantragte letzterer die Übertragung des Häuslergrundstücks auf sich selbst. Zur Begründung führte er aus:

»Meine genannte Mutter ist […] außer Stande[,] das Haus in Reparaturen aufrecht zu halten und ist dasselbe gegenwärtig im höchsten Grade baufällig. Es kann nicht mehr reparirt werden, sondern [muss] meistentheils neu erbaut werden, dies geht daraus hervor, daß der Herr Amtsvorsteher zur Ausführung eines Reparaturbaues keinen Consenz ertheilen will[,] sondern zum Neubau.«59Ebenda, Blatt 164 VS u. RS.

Johann Neumann, der sich selbst als »Arbeiter« bezeichnete, erbot sich, »das Haus in einen Neubau umzuwandeln«, wenn ihm das Grundstück »zu seinem Eigenthum« verschrieben werde. Seine Mutter und seine Schwester seien mit der Verschreibung einverstanden. Als Sachverständigen für die Notwendigkeit eines Neubaus brachte Neumann den Maurermeister Albert Bade in Märkisch Friedland in Vorschlag60Ebenda, Blatt 164 RS..

Um auf die Dringlichkeit seines Antrags hinzuweisen, erschien Johann Neumann am 11. Februar 1898 selbst vor Gericht in Märkisch Friedland, wo man ihm freilich nur die »Rechtslage« erläuterte und ihm aufgab, sich einen Auszug aus der Grundsteuermutterrolle zu verschaffen61Ebenda, Blatt 166 VS.. In einem zweiten Brief vom 23. Februar 1898 teilte Neumann dem Amtsgericht mit, er sei nun »Willens zum Frühjahr d. J. das betreffende Haus neu zu erbauen« und habe den Auszug bereits beim Königlichen Katasteramt in Deutsch Krone beantragt. Er schloss:

»Bemerke noch sehr ergeb.[,] daß ich den Bau in nächster Zeit in Angriff nehmen will, und es ist erforderlich ein neues Grundbuch betreff des Grundstücks anzulegen […]«62Ebenda, Blatt 167 VS.

Wirklich scheint Neumann noch im gleichen Jahr gebaut zu haben, denn bis vor wenigen Jahren zeigte sein früheres Wohnhaus in Marcinkowice die Jahreszahl »98« in eisernen Ziffern am Giebel63Foto im Archiv des Verfassers.. Ein separates Grundbuch für das Häuslergrundstück wurde allerdings erst im Juni 1900 angelegt, nachdem die Mutter dem Sohn den Besitz vertraglich überlassen hatte.

Das »Schmiedehaus« der Familie Neumann in den 1990er Jahren

Der Überlassungsvertrag, den Maria und Johann Neumann am 11. Dezember 1899 in Marzdorf schlossen64Der Vertrag findet sich Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 186 VS bis 187 VS., ist lokalhistorisch interessant, denn er zeigt deutlich das soziale Gefälle innerhalb der Dorfbevölkerung. Auch in diesem Vertrag wurde der Mutter ein Leibgedinge ausgesetzt, dessen Wert sich aber nur auf 75 Mark65Ebenda, Blatt 205 VS. – Das Leibgedinge, das Anton Schmikowski 1877 seinen Eltern aussetzte, hatte demgegenüber einen Wert von 1200 Mark. belief. Im Vertrag hieß es:

»Die Wittwe Maria Neumann erhält folgendes so lange Letzere am Leben bleibt: Lebenslängliches Wohnungsrecht im Wohnhause sowie freie Beköstigung an dem Uebernehmer dessen Tische, ferner freie Schlafstelle, wozu der Letztere der Ueberlasserin ein vollständiges Bett gewährt[,] in dem betr. Bette giebt Uebernehmer alle 3 Monate reines Stroh, die Ueberlasserin leistet solche Arbeiten dem Uebernehmer welche selbe leisten kann, falls im Alter die Arbeiten eingestellt werden müssen, so ist Uebernehmer ohne irgend eine Kürzung von der vorbestehenen Prastätionen damit einverstanden.

Uebernehmer verpflichtet sich der Ueberlasserin die ihr eigengehörige Wäsche zu deren Bedarf lebenslänglich zu belassen, welche nach dem Tode der Ueberlasserin dem Uebernehmer sowie sämmtlicher Nachlaß, zu fließen. Ferner verpflichtet sich der Uebernehmer der Ueberlasserin noch alle zwei Jahre ein halbwollenes Kleid, jährlich ein Unterrock[,] eine Schürze[,] ein Tuch[,] letzte vor eine Mark an Werth, zwei paar wollene Stümpfe, 2 paar Holzpantoffel, sowie alle drei Jahre ein paar Leder Pantoffel, jährlich ein leinwands Hemd. Die Lieferung der Prästationen beginnen vom 1ten Januar 1900. Ebenso verpflichtet sich Uebernehmer der Ueberlasserin jährlich 6 Mark Taschengeld zu geben sowie im Krankheitsfalle freie ärztliche Behandlung und standesgemäße Beerdigung sowie freie Wäsche.«66Ebenda, Blatt 186 VS u. RS.

Der Zwillingsschwester Maria hatte Johann Neumann 300 Mark, ein »vollständiges Bett« und – solange sie unverheiratet blieb – auch freies Wohnrecht und Beköstigung zu gewähren. Als Gegenleistung verpflichtete sich Maria Neu­mann, ihrem Bruder »die Hälfte ihres Erwerbs jeder Art«67Ebenda, Blatt 186 RS. abzutreten.

Am 18. Dezember 1899 schied das Gericht Johann Neumanns Besitz aus dem Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2 aus68Ebenda, Blatt 189 VS. und übertrug es am 1. Juni 1900 auf ein eigenes Grundbuchblatt (Marzdorf Band Ⅳ, Blatt Nr. 73). Das Häuslergrundstück war 1 Ar und 5 Quadratmeter groß69Ebenda, Blatt 202 RS.. Das Leibgedinge für Maria Neumann geborene Breuer wurde in das neue Grundbuch eingetragen70Ebenda, Blatt 203 VS.

Auf den Kossätenhof selbst hatte Anton Schmikowski am 5. Mai 1899 eine dritte Hypothek aufgenommen und ins Grundbuch eintragen lassen. Gläubiger der Schuld von 1500 Mark war in diesem Fall aber kein Kreditinstitut, sondern der Häusler Johann Schmikowski aus Königsgnade – also ein Verwandter –, der lediglich vier Prozent Zinsen verlangte71Der Hypothekenbrief findet sich ebenda, Blatt 179 VS bis 180 VS.. Insgesamt war der Hof jetzt mit 4500 Mark belastet – also mit etwa 400 Mark pro Hektar Grundfläche. Bei einem durchschnittlichen Bodenpreis von etwa 600 Mark pro Hektar72H. Goeldel: Die Verschuldung und Entschuldung des Grösseren Grundbesitzes in Westpreussen, Berlin, Stuttgart, Leipzig 1915, S. 75. – Goeldel nennt für den Zeitraum 1871-1881 einen durchschnittlichen Preis von 565 Mark pro Hektar. dürfte die Schuldenlast des Hofes die Hälfte seines Werts überschritten haben.

Zu welchem Zweck Anton Schmikowski die geliehenen Gelder nutzte, lässt sich aus den Grundakten nicht nachvollziehen. Es wird aber erwähnt, dass er im Juli 1897 zwei Drittel des Kossätenhofs Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 8 vom früheren Besitzer Klemens Schmidt73Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 208 RS. erwarb und seinen Besitz somit vergrößerte.

Die Hypothek des Jahres 1899 konnte Anton Schmikowski jedenfalls bereits am 30. April 1902 wieder löschen lassen. Vor Gericht vom Viehhändler Paul Freytag aus Märkisch Friedland identifiziert, erklärte sein Gläubiger Johann Schmikowski, der Schuldner habe ihm das geliehene Kapital nebst Zinsen bis heute gezahlt und beantragte die Vernichtung des Hypothekenbriefs74Ebenda, Blatt 206 RS..

Am 6. Mai 1902 erschien Anton Schmikowski zusammen mit dem Kossäthen Michael Kluck und dem Schneidermeister Michael Neumann vor dem Amtsgericht in Märkisch Friedland. Die drei Marzdorfer Dorfbewohner wollten den »gemeinschaftlichen Kossäthenweideplan am Wucknicksee«75Ebenda, Blatt 208 VS., auf ein neues Grundbuchblatt eintragen lassen. Bei dem Weideplan handelte sich um ein etwa 44 Morgen großes Grundstück, das ursprünglich den Kossäten Johann Schmikowski, Michael Schmidt und Martin Garske zu gleichen Teilen gehört hatte und das als Artikel 19 in den Grundsteuerrollen der Grundstücke Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2, Blatt Nr. 7 und Blatt Nr. 8 erfasst war76Ebenda, Blatt 208 VS u. RS.. Inzwischen war der Anteil von Johann Schmikowski auf den Sohn Anton übergegangen, der Anteil von Martin Garske auf Michael Kluck und der Anteil von Michael Schmidt auf den Sohn Klemens, der ihn aber 1897 zusammen mit seinem ganzen Hof zu zwei Drittel an Anton Schmikowski und zu einem Drittel an Michael Neumann verkauft hatte77Ebenda Blatt 208 RS.. Den Wert des Weidegrundstücks bezifferten die drei Antragsteller auf 3000 Mark oder 270 Mark pro Hektar78Ebenda, Blatt 209 VS..

Das Amtsgericht in Märkisch legte daraufhin am 9. Juli 1902 ein neues Grundbuch Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 78 für nachfolgende Besitzer an:

  • Anton Schmikowski und Pauline geb. Schulz;
  • Michael Kluck und Apollonia geb. Garske;
  • Michael Neumann und Cäcilie geb. Reetz79Ebenda..

In das neue Grundbuch wurden die eingetragenen Altschulden jedes Besitzers zur Mithaftung übernommen. Für das Grundstück Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2 waren das die folgenden Posten:

  • 1500 Mark Hypothek der Kreissparkasse vom 26. Januar 1886;
  • 1500 Mark Hypothek der Kreissparkasse vom 18. September 189780Ebenda, Blatt 213 VS..

Für das Grundstück Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 7 des Besitzers Michael Kluck waren es die Posten:

  • 2250 Mark an mütterlichem Erbteil für die Geschwister Garske vom 26. Mai 1876;
  • 1800 Mark für Johann Garske seit dem 7. Februar 1880, nun an die Kreissparkasse abgetreten;
  • 1200 Mark für die Geschwister Joseph Martin Garske und Rosalia Dorothea Garske seit 24. April 1885;
  • ein unbeziffertes Altenteil für Therese Garske und Johann Witt nach dem Vertrage vom 24. April 1885.81Ebenda, Blatt 213 RS sowie 214 RS und 215 VS.

Das Grundbuch des Grundstücks Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 8, das an Anton Schmikowski und Michael Neumann verkauft war, wurde geschlossen82Ebenda, Blatt 213 RS.. Nach der Ausgliederung des Weideanteils am Wucknicksee und der Eingliederung seines Anteils am Kossätenhof Nr. 8 war Anton Schmikowskis Besitz nun 14 Hektar 97 Ar und 67 Quadratmeter groß. Der Grundsteuerreinertrag belief sich auf 28,89 Taler, was noch immer gerade einmal 2 Taler pro Hektar entsprach83Ebenda, Blatt 224 RS..

Vieles deutet daraufhin, dass die Neuregelung des Weideplans auf die Initiative Anton Schmikowskis geschah, der auch zwei Drittel der anfallenden Gerichtskosten trug. Vermutlich wollte Schmikowski so die Voraussetzung für ein neues Darlehen der Kreissparkasse schaffen. Eine entsprechende Schuld­urkunde über 750 Mark hatte er bereits am 30. April 1902 vor dem Richter Riemann in Märkisch Friedland unterzeichnet84Die Schuldurkunde findet sich ebenda, Blatt 219 VS bis Blatt 220 VS.. Das Darlehen, das mit vier Prozent verzinst und mit einem Prozent jährlich amortisiert werden sollte, wurde gleichfalls am 9. Juli 1902 in die Grundbücher Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2 und Band IV, Blatt Nr. 78 eingetragen85Ebenda, Blatt 216 RS..

Schmikowski hatte das Geld bereits früher erwartet, denn am 10. Juni 1902 richtete er folgendes Schreiben an die Direktion der Sparkasse:

»Frage hiermit höflichst an[,] wann ich das Geld, welches ich schon im vergangenen Monat für die Kreis-Sparkasse habe gerichtlich eintragen lasse, erhalte. Ich werde jetzt schon alle Tage um das Geld furchtbar gedrängt und bitte daher höflichst um umgehende Antwort.«86Ebenda, Blatt 225 VS.

Der Direktor der Sparkasse (und Landrat) Schulte-Heuthaus teilte daraufhin mit, dass in Deutsch Krone bislang weder der Hypothekenbrief noch der Sicherungsschein der Feuer-Societät eingegangen seien. Vorher könne die Zahlung nicht erfolgen87Ebenda.. Anton Schmikowski drängte daraufhin am 3. Juli 1902 das Amtsgericht in Märkisch Friedland zur Ausstellung des Hypothekenbriefs und klagte:

»Ich gebrauche das Geld sehr notwendig. Es ist mir schon angekündigt worden, wenn ich das Geld nicht in den nächsten Tagen besorge, so käme der Gerichtsvollzieher.«88Ebenda, Blatt 226 VS.

Vom Amtsgericht erhielt er zur Antwort, die Hypothek könne »nicht eher eingetragen werden, als bis der gemeinsame Kossäthenweideplan auf ein besonderes Grundbuchblatt übertragen ist«89Ebenda. – was dann am 9. Juli erfolgte.

Preußischer Hypothekenschein über 750 Mark aus dem Jahr 1902

Am 23. März 1904 verkauften die Eheleute Schmikowski mehrere Parzellen ihres Kossätenhofs an die Eheleute Michael und Apollonia Kluck sowie Paul und Helene Kluck. Michael Kluck und seine Ehefrau Apollonia geborene Garske erwarben acht Parzellen in einem Umfang von 2 Hektar, 84 Ar und 24 Quadratmeter für den Preis von 1500 Mark90Ebenda, Blatt 227 VS bis 228 VS.. Paul Kluck und seine Ehefrau Helene geborene Garske erwarben nur eine Parzelle von 72 Quadratmeter Größe zum Preis von 30 Mark91Ebenda, Blatt 232 VS bis 233 VS.. Bei allen verkauften Parzellen handelte es sich um Ackerland im Feldplan von Königsgnade.

Die an Michael und Apollonia Kluck verkauften Parzellen wurden am 26. März 1904 in das neue Grundbuch Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 81 übertragen92Ebenda, Blatt 228 VS., die an Paul und Helene Kluck verkauften in das bereits bestehende Grundbuch Marzdorf Band III, Blatt Nr. 5393Ebenda, Blatt 233 VS.. Das Gericht informierte das Landratsamt und die Kreissparkasse als Gläubigerin über den Verkauf, woraufhin die letztere entschied, ihre Hypotheken zur Mithaftung auch auf die oben genannten Grundbücher der Eheleute Michael und Paul Kluck übertragen zu lassen94Ebenda, Blatt 230 RS..

Vermutlich war das den Käufern nicht recht, denn am 28. Mai 1904 erschienen Michael und Paul Kluck in Begleitung von Anton Schmikowski, der inzwischen nach Riege bei Rose übersiedelt war, vor dem Gericht in Märkisch Friedland95Ebenda, Blatt 239 VS.. Sie überreichten Quittungen und Löschungsbewilligungen für die Hypotheken aus den Jahren 1886, 1897 und 1902, welche die Kreissparkasse in Deutsch Krone am 2. Mai 1904 über insgesamt 3750 Mark samt Zinsen ausgestellt hatte96Ebenda, Blatt 240 VS.. Am 30. Mai wurden die Schulden aus allen Grundbüchern gelöscht97Ebenda, Blatt 14 VS bis 16 VS..

Am 28. Mai 1904 hatte Anton Schmikowski gleichfalls beantragt, dass Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2 zu schließen und seine Bestandteile auf das bereits bestehende Grundbuch Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 80 zu übertragen98Ebenda, Blatt 242 VS. Weitere Informationen zum Grundbuch Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 80 sind nicht bekannt. Nach der Nummerierung war es aber erst kurz zuvor neu angelegt worden.. Auch dies erfolgte am 30. Mai 1904. Aus der Verfügung in der Grundakte geht hervor, dass insgesamt 12 Hektar, 12 Ar und 71 Quadratmeter von Blatt Nr. 2 auf Blatt Nr. 80 übertragen wurden. Der dort geführte Kossätenhof Nr. 20 hatte nach diesem Übertrag einen Umfang von 15 Hektar, 40 Ar und 81 Quadratmetern und war mit 29,96 Talern Grundsteuerreinertrag bewertet99Ebenda, Blatt 243 RS.. Die Kosten der Schließung und Übertragung beliefen sich auf 2,15 Mark100Ebenda, Blatt 244 VS..

Der Schmikowski’sche Freikossätenhof Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 2 hatte damit zumindest auf dem Papier zu existieren aufgehört. Das letzte Dokument in der Akte ist ein Schreiben, dass der »Besitzer« Anton Schmikowski aus Riege bei Rose am 30. Juni 1904 an das Amtsgericht in Märkisch Friedland errichtete. Schmikowski bat darin »gegen Übernahme der Schreibgebühren«, um eine Abschrift der Übertragungsvertrages aus dem Jahr 1877101Ebenda, Blatt 246 VS..

Aktensendung für Anton Schmikowski per Nachname nach Riege bei Rose

Den Hof in Riege (Abbau) besaß die Familie Schmikowski bis zur Vertreibung im Jahr 1946. Der letzte Besitzer, Franz Schmikowski102Telephon-Adressbuch für das Deutsche Reich, 44. Ausgabe, Band 3, Berlin 1942, S. 710., starb am 11. April 1964 im 70. Lebensjahr in Eschweiler103Traueranzeige in: Deutsch Kroner und Schneidemühler Heimatbrief, Mai 1964..

Wann und unter welchen Umständen der verbliebene Schmikowski’sche Grundbesitz in Marzdorf veräußert wurde, ist nicht bekannt. Letzte Eigentümerin des früheren Kossätenhofes war nach den Erinnerungen einer alten Marzdorferin jedenfalls die Witwe Theresia Schulz geborene Mielke104Auskunft von Frau Margot Steinmetz geborene Breuer am 10. März 2024., die nach der Vertreibung in Bochum lebte.

Anmerkungen:

  • 1
    Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Laufzeit 1782-1904, Signatur 26/112/0/3/160 im Archiwum Państwowe Koszalin
  • 2
    General-Akten des Königlichen Amtsgerichts in Märk. Friedland betreffend die Kirchenbuchduplikate der Gemeinde Marzdorf 1823-1874. In: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 609/40, S. 140.
  • 3
    Ebenda, S. 201.
  • 4
    Ebenda, S. 149.
  • 5
    Ebenda, S. 167.
  • 6
    Ebenda, S. 181.
  • 7
    Ebenda, S. 211.
  • 8
    Ebenda, S. 221.
  • 9
    Ebenda, S. 227.
  • 10
    Ebenda, S. 253.
  • 11
    Ebenda, S. 283.
  • 12
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 90 RS.
  • 13
    Ebenda, Blatt 91 VS.
  • 14
    In dem Haus lebte bis zur Vertreibung 1946 der Häusler Johann Neumann mit seiner Familie.
  • 15
    Ebenda, Blatt 90 VS.
  • 16
    Ebenda.
  • 17
    General-Akten des Königlichen Amtsgerichts …, a. a. O., S. 170. Der Todeseintrag lautet auf Maria Schmikowski.
  • 18
    Ebenda, S. 200.
  • 19
    Ebenda, S. 83.
  • 20
    Ebenda, S. 99.
  • 21
    Ebenda, S. 119.
  • 22
    Ebenda, S. 133.
  • 23
    Ebenda, S. 145.
  • 24
    Ebenda, S. 214.
  • 25
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 119 VS.
  • 26
    General-Akten des Königlichen Amtsgerichts …, a. a. O., S. 324.
  • 27
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 119 RS.
  • 28
    General-Akten des Königlichen Amtsgerichts …, a. a. O., S. 397.
  • 29
    Ebenda, S. 415.
  • 30
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 126 RS.
  • 31
    Ebenda, Blatt 129 VS bis 130 VS. Die Differenz zur Flächenangabe von 1839 wird nicht erläutert.
  • 32
    Ebenda, Blatt 131 VS bis 131 RS.
  • 33
    A. Backhaus: Agrarstatistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Vergleich zum Westen. In: Berichte des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg, Band Ⅲ, Berlin 1898, S. 26 u. 28.
  • 34
    Der Verkaufsvertrag findet sich ebenda, Blatt 135 VS bis 136 RS. Den Schwindel mit dem Alter hätte es nicht bedurft, denn seit dem 1. Januar 1876 wurde im Deutschen Reich die Volljährigkeit mit 21 Jahren erreicht.
  • 35
    Ebenda, Blatt 135 VS.
  • 36
    Ebenda, Blatt 135 RS.
  • 37
    Ebenda, Blatt 136 VS.
  • 38
    Ebenda, Blatt 136 RS.
  • 39
    Ebenda, Blatt 143 VS.
  • 40
    Ebenda, Blatt 147 VS.
  • 41
    Die Sterbeurkunde findet sich ebenda, Blatt 157 VS u. RS.
  • 42
    Preußische Verlustliste Nr. 900 vom 2. August 1917, Seite 19 901.
  • 43
    Preußische Verlustliste Nr. 1012 vom 12. Dezember 1917, Seite 22 042 und Sterbeurkunde des Standesamts Rose Nr. 44 vom 24. Dezember 1917.
  • 44
    Geburtsdatum nach Heiratsurkunde des Standesamts Rose Nr. 7 vom 15. April 1907.
  • 45
    Geburtsdatum nach Heiratsurkunde des Standesamts Rose Nr. 8 vom 15. Juni 1913.
  • 46
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 12 RS.
  • 47
    Ebenda, Blatt 146 VS.
  • 48
    B. Wolters: Entstehung und Entwicklung ländlicher Kapitalmärkte in Deutschland im 19. Jahrhundert. Volkswirtschaftliche Diplomarbeit der Universität zu Köln, Köln 2008, S. 50 u. 52.
  • 49
    Die Verschreibung findet sich Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 149 VS bis 153 VS.
  • 50
    Ebenda, Blatt 149 RS.
  • 51
    Ebenda, Blatt 12 RS.
  • 52
    Ebenda, Blatt 154 RS.
  • 53
    Ebenda, Blatt 154 VS.
  • 54
    Ebenda, Blatt 155 VS.
  • 55
    Die beiden Kinder waren Zwillinge. Eine spätere Ausfertigung der Geburtsurkunde für Johannes Stephanus Neumann – Marzdorf Nr. 20 vom 27. Dezember 1874 – findet sich im Archiv des Verfassers.
  • 56
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 159 VS.
  • 57
    Der Hypothekenbrief findet sich ebenda, Blatt 160 VS bis 161 VS.
  • 58
    Ebenda, Blatt 163 VS u. RS.
  • 59
    Ebenda, Blatt 164 VS u. RS.
  • 60
    Ebenda, Blatt 164 RS.
  • 61
    Ebenda, Blatt 166 VS.
  • 62
    Ebenda, Blatt 167 VS.
  • 63
    Foto im Archiv des Verfassers.
  • 64
    Der Vertrag findet sich Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 186 VS bis 187 VS.
  • 65
    Ebenda, Blatt 205 VS. – Das Leibgedinge, das Anton Schmikowski 1877 seinen Eltern aussetzte, hatte demgegenüber einen Wert von 1200 Mark.
  • 66
    Ebenda, Blatt 186 VS u. RS.
  • 67
    Ebenda, Blatt 186 RS.
  • 68
    Ebenda, Blatt 189 VS.
  • 69
    Ebenda, Blatt 202 RS.
  • 70
    Ebenda, Blatt 203 VS.
  • 71
    Der Hypothekenbrief findet sich ebenda, Blatt 179 VS bis 180 VS.
  • 72
    H. Goeldel: Die Verschuldung und Entschuldung des Grösseren Grundbesitzes in Westpreussen, Berlin, Stuttgart, Leipzig 1915, S. 75. – Goeldel nennt für den Zeitraum 1871-1881 einen durchschnittlichen Preis von 565 Mark pro Hektar.
  • 73
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 208 RS.
  • 74
    Ebenda, Blatt 206 RS.
  • 75
    Ebenda, Blatt 208 VS.
  • 76
    Ebenda, Blatt 208 VS u. RS.
  • 77
    Ebenda Blatt 208 RS.
  • 78
    Ebenda, Blatt 209 VS.
  • 79
    Ebenda.
  • 80
    Ebenda, Blatt 213 VS.
  • 81
    Ebenda, Blatt 213 RS sowie 214 RS und 215 VS.
  • 82
    Ebenda, Blatt 213 RS.
  • 83
    Ebenda, Blatt 224 RS.
  • 84
    Die Schuldurkunde findet sich ebenda, Blatt 219 VS bis Blatt 220 VS.
  • 85
    Ebenda, Blatt 216 RS.
  • 86
    Ebenda, Blatt 225 VS.
  • 87
    Ebenda.
  • 88
    Ebenda, Blatt 226 VS.
  • 89
    Ebenda.
  • 90
    Ebenda, Blatt 227 VS bis 228 VS.
  • 91
    Ebenda, Blatt 232 VS bis 233 VS.
  • 92
    Ebenda, Blatt 228 VS.
  • 93
    Ebenda, Blatt 233 VS.
  • 94
    Ebenda, Blatt 230 RS.
  • 95
    Ebenda, Blatt 239 VS.
  • 96
    Ebenda, Blatt 240 VS.
  • 97
    Ebenda, Blatt 14 VS bis 16 VS.
  • 98
    Ebenda, Blatt 242 VS. Weitere Informationen zum Grundbuch Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 80 sind nicht bekannt. Nach der Nummerierung war es aber erst kurz zuvor neu angelegt worden.
  • 99
    Ebenda, Blatt 243 RS.
  • 100
    Ebenda, Blatt 244 VS.
  • 101
    Ebenda, Blatt 246 VS.
  • 102
    Telephon-Adressbuch für das Deutsche Reich, 44. Ausgabe, Band 3, Berlin 1942, S. 710.
  • 103
    Traueranzeige in: Deutsch Kroner und Schneidemühler Heimatbrief, Mai 1964.
  • 104
    Auskunft von Frau Margot Steinmetz geborene Breuer am 10. März 2024.

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